Die Scheinheiligen aus der AfD Bayern: Tobias Zeiler – Wächters williger Erfüllungsgehilfe

Tobias Zeiler, der 28 Jährige, ehrgeizige Sprössling einer Raumausstatter-Familie aus Kempten im Allgäu, machte schon als Schüler in der ersten Reihe auf sich aufmerksam. In der Pause senkte er seinen Blick und versteckte sich vor der drohenden Prügel der Hinterbänkler, die er bei den Lehrern schlecht machte und verpetzte. Zeiler fühlt sich nur sicher unter Seinesgleichen und im Schutze der Autoritäten, denen er besessen nacheifert und besinnungslos vertraut.

Tobias Zeiler in der Mitte fühlt sich wohl unter Männern hier mit den Burschen der Tuiskonia

Tobias Zeiler in der Mitte
fühlt sich wohl unter Männern
hier mit den Burschen der Tuiskonia

Nach seiner Hochschulreife wagte er den Sprung in die weite Welt nach München und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität. Um Anschluss zu finden und nützliche Kontakte zu sammeln, trat der gegenüber Frauen gehemmte und verklemmte junge Mann in die katholische, farbentragende Verbindung Tuiskonia ein und verpflichtete sich den Prinzipien Glaube, Wissenschaft, Freundschaft und Heimat. Seine Wochenenden verbrachte er, wie heute noch, überwiegend bei seinen Eltern im Allgäu, um sich umsorgen und bemuttern zu lassen. Dieses Jahr schloss Zeiler endlich sein Studium der Neuen Geschichte und der politischen Wissenschaften ab. Seine erste Anstellung fand er aber nur in Teilzeit als Marketing Assistent bei einem IT-Dienstleister in München. Da bleibt zwar weniger Zeit für Burschenabende unter Männern, aber viel Zeit für seine neue, große Leidenschaft: Eine aalglatte Blitzkarriere in der Alternative für Deutschland.

Per Twitter verkündet Zeiler die frohe Osterbotschaft  heute hat der Neuhistoriker diese geschichtsträchtigen Tweets gelöscht

Per Twitter verkündet Zeiler die frohe Osterbotschaft
mittlerweile löschte der Neuhistoriker diese geschichtsträchtigen Tweets

Der überzeugte Katholik Tobias Zeiler verbrachte diese Ostern aber nicht im Gottesdienst und beim fröhlichen Ostereiersuchen im Elternhaus, sondern er sündigte und besuchte den einschneidenden Gründungsparteitag der AfD Bayern in Ebersberg. Dort nickte er entschlossen die Amigos um den Franken Wolf-Joachim Schünemann als Landesvorstände mit ab. Es störte den Politikwissenschaftler wenig, dass der Parteitag unter Ausschluss der Mitgliedermehrheit und der Öffentlichkeit stattfand, waren doch so aus seiner Sicht weniger Konkurrenten im Kampf um Beachtung da. Erfolgreich buckelte er in den ersten Reihen des heruntergekommenen Versammlungssaals in Ebersberg um erste Kontakte und erhaschte die Aufmerksamkeit des Wahlalternativen-Bekanntenkreises, der Führung der AfD Bayern.

Besonders die fränkischen Landesvorstände André Wächter, Sachbearbeiter der Bundesbank, schon vor der Gründung des Landesverbandes selbsternannter Gründungsbeauftragter der AfD München, der mitgliederstärksten Region Bayerns, und Michael Meister, Pleiteunternehmer, selbsternannter Gründungsbeauftragter des Bezirkes Schwaben, waren sofort angetan und sahen Zeilers Talent zur bedingungs- und kritiklosen Hörigkeit. Fortan nahmen sie ihn unter ihre Fittiche. Tobias Zeiler durfte Gründungsversammlungen in ihren Kreisen und Bezirken mit vorbereiten, Verbände mitgründen, Koffer tragen, Wasserflaschen reichen, innerparteiliche Stimmungen aushorchen und berichten. Tobias Zeiler bewährte sich.

Die Landesvorstände lehrten ihn über die Gefahren selbständig denkender und demokratisch handelnder Parteimitglieder. Kontakte unter den bayerischen Mitgliedern waren tunlichst und wenn nötig auch auf heftige Art und Weise zu unterbinden, noch bevor Fakten geschaffen waren – für Deutschland, für Lucke, für den Landesvorstand, für Schünemann, für Wächter, für Meister. Die Führungen der Kreisverbände waren mit ausgewählten, möglichst devoten und gleichgesinnten Kreisbeauftragten zu besetzen. Hierbei galt es die Kontrolle über die konstituierenden Versammlungen zu gewinnen, Bewegungen im Publikum frühzeitig zu erkennen, Eigeninitiativen der Mitglieder zu verhindern, erwünschte Kandidaten zu propagieren und ungewünschte Kandidaten gar schon im Vorfeld zu verunglimpfen. Tobias Zeiler war ein gelehriger Schüler.

Tobias Zeiler  williger Erfüllungsgehilfe Wächters im Landesvorstand Bayern

Tobias Zeiler
williger Erfüllungsgehilfe Wächters im Landesvorstand Bayern

Meister hatte als Gründungsbeauftragter von Anfang an Schwierigkeiten im Bezirk Schwaben und brachte viele Mitglieder gegen sich auf. Kein Bezirk durfte außer Kontrolle geraten. Und Zeiler hatte sich ein Zuckerl verdient. So kommandierte ihn der Landesvorstand nach Schwaben ab und hievte ihn als Schriftführer in den Bezirksvorstand. Da machte es auch nichts aus, dass er seinen Wohnsitz im oberbayerischen München hatte und hat. Im Landesverband der Ostersonntagsbande ist alles möglich. Die auf schüchtern machende Mutter Claudia, Schriftführerin im Kreisverband Oberallgäu, war unheimlich stolz auf ihren aufstrebenden Buben. Tobias Zeiler war ein meisterhafter Vasall.

Am Ingolstädter Parteitag stürzte die Parteibasis ihren Landesvorstand. Zeiler rang mit seiner Fassung, war den Tränen nah, wusste nicht mehr weiter, wurde schließlich sogar kriechend bei der Opposition gesehen. Doch die Ostersonntagsbande rettete sich und erklärte die Abwahl für ungültig. Schünemann trat auf Bestreben des Bundesvorstandes nicht mehr zur Folgewahl an Pfingsten beim Heimspiel der Ostersonntagsbande in Nürnberg an. Wächter, der angebliche „weiße Ritter“, übernahm die Führung der AfD Bayern und der Bande. Meister war u.a. wegen einer bestehenden Haftanordnung nicht mehr tragbar – die Chance für den gefügigen und formbaren Zeiler. Bis zuletzt hatte er Meister beigestanden, nun ersetze er ihn als stellvertretender Schriftführer im Landesvorstand. Tobias Zeiler wurde ein Landesvorstand von Wächters Gnaden und stets zu seinen Diensten.

Als Landesvorstand macht Zeiler nichts anderes als vorher auch. Er sieht sich als „Springer“, der dort mithilft, wo Wächter ihn nötig hat. In der Propagandaabteilung ist er weiterhin mit dabei und verfasst die unsäglich peinlichen offiziellen Newsletter des Landesvorstandes mit, die stets mehr Fragen aufwerfen als sie zu beantworten. Er hilft bei Veranstaltungen mit und drängt sich auffällig immer wieder in die erste Reihe, wenn prominente Parteigrößen anwesend sind, in der Hoffnung weiter nach oben durchrutschen zu können. Bei jeder Veranstaltung, bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit, gibt er sich als Mitglied des Landesvorstandes zu erkennen. Im Intrigieren machte er jedoch die größten Fortschritte und er beteiligt sich treu ergeben auch an jeder noch so dreckigen Rufmordkampagne Wächters und der Ostersonntagsbande. Zur Belohnung reiste er auf Mitgliederkosten zur Wahlparty der AfD nach Berlin. Tobias Zeiler ist Wächters allzu willfähriger Erfüllungsgehilfe.

Demnächst wird ein Landesvorstand für die vor Monaten zurückgetretene Marie von Kienlin nachgewählt werden müssen. Wächter und die Bande haben bereits wieder einen weiteren willigen Helfer herangezogen, einen Grünschnabel wie Zeiler.

Buchtipp – Heinrich Mann, Der Untertan

»Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank, in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Roheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit.« Kurt Tucholsky

»Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank, in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Roheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit.« Kurt Tucholsky

Der Untertan ist der Prototyp des deutschen (Spieß-)Bürgers um die Wende zum 20. Jahrhundert. Heinrich Mann beschreibt ihn als „Chauvinisten ohne Mitverantwortung“, „Machtanbeter“ und „Autoritätsgläubigen wider besseres Wissen“. Nach oben buckeln und nach unten treten, lautet die Maxime des Kriechers Heßling. Opportunismus als Erfolgsprinzip. Auf Reisen in Italien, sieht der Geschäftsmann endlich die Chance gekommen, seinem Herrn und Gebieter Wilhelm II. einen Dienst zu erweisen. Er soll eine Festrede halten; bei einem Gewitter jedoch löst sich alle Ordnung auf. Eine satirische Apokalypse nimmt die Selbstzerstörung des selbstherrlichen Wilhelminismus voraus.

Ein Gedanke zu „Die Scheinheiligen aus der AfD Bayern: Tobias Zeiler – Wächters williger Erfüllungsgehilfe

  1. Sicherlich ein interessanter Bericht, allerdings könnte er für alle Spröslinge unserer Berufspolitiker, aus allen Parteien, gelten. Blase, verpickelte sowie im normalen Leben verklemmte Existenzen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

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